03.06.10

NBA Finals 2010

Los Angeles Lakers - Boston Celtics


Story: Kobe Bryants letzte Mission: BEAT (Schlagt) BOSTON

Mit 39 Punkten verloren die Los Angeles Lakers 2008 gegen die Boston Celtics Spiel Sechs der NBA Finals und damit die Meisterschaft. Eine Niederlage, die weder Hollywood noch Kobe Bryant vergessen haben. Damals wollte der Superstar allen Kritikern beweisen, dass er als alleiniger Anführer eine Mannschaft zum Titel führen kann, was ihm dann erst ein Jahr später, mit dem Sieg gegen die Orlando Magics, auch gelang. Doch die Schmach vom Erzrivalen, dem damaligen Außenseiter, so verprügelt worden zu sein, sitzt tief, genauso wie der ohrenbetäubende Schlachtruf der Boston-Fans noch immer leise im Hintergrund zu hören ist: „Beat (Schlagt) LA“, schallte es durch die ganze Halle . Ab Donnerstag kann Kobe Bryant für seine Lakers alles vergessen machen. Dann wird das 12. Kapitel von einer der größten Sport-Rivalitäten aufgeschlagen.


Bryant endgültig ein Lakers-Playoff-Dinosaurier


Bereits 1959 trafen beide Mannschaften das erste Mal aufeinander. Das 4:0 der Celtics war nicht nur der erste „Sweep“ in der Finals-Geschichte sondern läutete eine elfjährige Ära ein, in der sich beide Mannschaften sieben Mal gegenüber standen, immer mit dem Sieger aus Boston. Es dauerte 15 Jahre, nachdem sich die NBA-Legenden wie Bill Russell (Boston), Wilt Chamberlain und Jerry West (Lakers) gegenüber standen, bis beide Mannschaften erneut den Weg kreuzten. Als neue Helden standen Larry Bird (Boston) und Magic Johnson (LA) im Mittelpunkt. Und diesmal waren es die Lakers, die in einer Zeitspanne von vier Jahren zwei der drei Finalserien für sich entscheiden konnten.

Jetzt, erneut zwei Dekaden später, ist es Kobe Bryant, der die gelb-violetten Farben der Lakers gegen Paul Pierce Celtics, die immer einen Schritt voraus zu sein scheinen und nicht nur im direkten Vergleich mit 9:2 führen, hochhalten muss. Die grünen aus Boston haben außerdem mit 17 Meisterschaften zwei mehr gewonnen als ihr Erzrivale. Zusammen werden beide nach der Serie mehr als die Hälfte aller NBA-Meisterschaften gewonnen haben. Einzig in den Finalsauftritten haben die Showtime-Basketballer die Nase mit jetzt 31 zu 21 vorn.

Welche Bedeutung der Name Bryant nicht nur in den Vereinsannalen, sondern auch in den NBA-Geschichtsbüchern besitzt, zeigen die Rekorde, die der Superstar in den diesjährigen Playoffs erzielt hat. Mit seinen 4852 Punkten hat er nicht nur Jerry West als erfolgreichsten Playoff-Punktesammler der Lakers ersetzt, sondern liegt gleichzeitig auf Platz vier der NBA. Zudem hat kein Spieler des Klubs mehr Playoffspiele bestritten als Bryant. Selbst Magic Johnson nicht.


Artest und Bynum die Hoffnung


Seit der zweiten Runde der Playoffs hat der am Finger und Knie verletzte Bryant seine Lakers auf die Schulter genommen und getragen. In zehn der letzten elf Spiele erzielte er mindestens 30 Punkte. Insgesamt 75 solcher Spiele hat er jetzt in den Playoffs erreicht, Platz zwei hinter Michael Jordan (109). Doch alleine wird er die Serie nicht gewinnen. „Die Celtics haben vor zwei Jahren gegen uns sehr gut gespielt“, sagt Bryant, „nun werden wir sehen, wie sehr wir uns verbessert haben.“ Damit lenkt der Shooting Guard die Aufmerksamkeit auf Andrew Bynum, der 2008 verletzt war, und Ron Artest. Erst vor dieser Saison kam Verteidigungsexperte Artest zu dem von Phil Jackson trainierten Klub. Der Small Forward soll sich um den besten Mann der Celtics, Paul Pierce, kümmern und so seinen Superstar entlasten, damit dieser mehr Körner für den Angriff hat. Bryant hatte sich vor zwei Jahren mit dem damals seit zehn Jahren für die Grünen spielenden Pierce ein unglaubliches Duell geliefert, in welchem er aufgrund der sensationellen Leistung von Pierce sich nicht nur auf den Angriff konzentrieren konnte, sondern zugleich auch noch den Celtics-Star verteidigen musste.

Neben Paul Gasol haben die Lakers mit Center Andrew Bynum dieses Jahr zwei sieben Footer (2,13m) unter dem Korb und können Kendrick Perkins und Kevin Garnett verstärkt unter Druck setzen. Vor allem in der Offensive soll Bynum, der in dieser Saison starke 17 Punkte und 10 Rebounds in den beiden Saisonspielen gegen Boston holte, Kobe Bryant unterstützen. Es gibt nicht wenige Experten, die sagen, dass die Lakers 2008 mit einem Bynum die Celtics besiegt hätten. Ob er aber an die Zahlen aus der Saison anknüpfen kann, ist fraglich. Der Center kämpft seit den Playoffs mit Meniskusproblemen und wirkt eher wie ein Schatten seiner selbst.


Rajon Rondos Geburtsstunde


Aus dem Schatten der Big Three, wie Paul Pierce, Kevin Garnett und Ray Allen genannt werden, ist inzwischen Rajon Rondo gesprungen. Der Point Guard hatte seine Geburtsstunde in der Finalserie 2008. In einem Monstertrade vor der Saison 2008 hatten die Celtics fünf junge Spieler für Kevin Garnett abgegeben. Doch Rondo, der „keinen Wurf“ besaß, musste bleiben und sollte das Team führen. Dass ihm dies gelingen könnte, zeigte er erstmals in den Spielen gegen die Lakers, als seine Schnelligkeit dazu führte, dass Kobe Bryant von Pierce abgezogen wurde, um stattdessen Rondo zu verteidigen. Doch so viel Raum, wie Bryant Rondo aufgrund seiner Wurfschwäche damals gab, wird der Lakers-Star Rondo dieses Jahr nicht geben können. Denn inzwischen hat Rondo, der in den beiden Saisonspielen gegen die Lakers durchschnittlich 17,5 Punkten und 11,5 Assists erzielte und damit deutlich über dem Finalschnitt von 2008 lag (9,3 Punkte; 6,7 Assists), einen konstanten Halbdistanzwurf entwickelt.

Mit Kobe Bryant auf Rajon Rondo und Ron Artest auf Paul Pierce wird Ray Allen der Schlüsselspieler der Boston Celtics. Er muss im Schnitt 20 Punkte erzielen, wollen die Celtics erneut die Lakers, die im Gegensatz zu 2008 in diesem Jahr Heimvorteil haben, schlagen. 2008 stellte Allen einen neuen Finalsrekord für erfolgreiche Dreipunkte-Würfe auf. Trifft er ähnlich stark und bekommt Bryant keine offensive Unterstützung, werden die Lakers lauter den je den Schlachtruf der Celtics-Fans aus allen Kehlen hören: „Beat LA“.


X-Factor: Kevin Garnett (Boston) gegen Paul Gasol (LA)

Das Duell der beiden Power Forwards könnte für die Celtics ein entscheidendes werden. Gelingt es Kevin Garnett Paul Gasol, der in dieser Saison bärenstark spielt, wie 2008 unter Kontrolle zu halten, könnte Kobe Bryant auf sich allein gestellt sein. Auf der anderen Seite darf auch Garnett kein Totalausfall im Angriff sein.


Sleeper: Tony Allen (Boston)

Mit Paul Pierce und Ray Allen in Foul-Problemen könnte er mit seiner Verteidigung gegen Kobe Bryant unerwartet Unterstützung geben.


Wissenswertes:

- Lakers Trainer Phil Jacksons Bilanz ist 47-0, wenn er in einer Playoff-Serie das erste Spiel gewinnt.

- Celtics Starting Linup Rondo, Allen, Pierce, Garnett und Perkins haben noch keine Playoff-Serie verloren.


Saison-Bilanz: 1:1


Tipp: Boston 4:3



Quellen: E-Paper Sporting News, ESPN.com, NBA.com, NBA Game Time